Der „Find-remind-bind“-Effekt: Wie Dankbarkeit hilft, neue Kontakte herzustellen und zu stärken
Dankbarkeit ist nicht nur ein Zeichen guter Erziehung, sondern hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere sozialen Beziehungen. Neue Untersuchungen zeigen, dass Dankbarkeit eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Stärkung von zwischenmenschlichen Bindungen spielt. Dieser Prozess ist evolutionär in uns verankert und wird in der „Find-remind-bind“-Theorie beschrieben, die von der Psychologin und Neurowissenschaftlerin Sara Algoe entwickelt wurde.
Die „Find-remind-bind“-Theorie: Eine Erklärung für soziale Bindungen
Die „Find-remind-bind“-Theorie beschreibt, wie Dankbarkeit in verschiedenen Phasen sozialer Beziehungen wirkt:
- Find (Finden): Dankbarkeit hilft uns, neue Kontakte zu knüpfen. Ein einfaches „Danke“ signalisiert anderen, dass wir potenziell wertvolle Kontakte sind.
- Remind (Erinnern): Dankbarkeit erinnert uns an bestehende Bindungen. Durch die Wertschätzung, die wir ausdrücken, stärken wir das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Beziehungen.
- Bind (Binden): Dankbarkeit festigt und vertieft bestehende soziale Bindungen. Sie fungiert als Kitt, der Beziehungen zusammenhält und stärkt.
Die Psychologin Lisa Williams von der Universität New South Wales in Australien betont die Bedeutung von Dankbarkeit in der Anfangsphase einer Beziehung. „Unsere Befunde stellen die ersten bekannten Belege dar, dass der Ausdruck von Dankbarkeit die Aufnahme neuer Beziehungen zwischen zuvor nicht vertrauten Personen erleichtern kann“, erklärt sie. Wer Dankbarkeit zeigt, signalisiert, dass er sich für eine Beziehung von hoher Qualität eignet.
Die Auswirkungen von Dankbarkeit auf das Wohlbefinden
Dankbarkeit ist nicht nur förderlich für soziale Bindungen, sondern hat auch zahlreiche positive Effekte auf unser allgemeines Wohlbefinden. Studien zeigen, dass dankbare Menschen zufriedener mit sich selbst sind und seltener an Depressionen, Suchterkrankungen oder Burn-out leiden. Eine Studie unter Feuerwehrleuten fand heraus, dass Dankbarkeit ein signifikanter Schutzfaktor gegen Stress und Burn-out ist. Dankbarkeit senkt den Spiegel des Stresshormons Cortisol und trägt so zu einem gesünderen Leben bei.
Sara Algoe von der Universität North Carolina hebt hervor, dass enge Beziehungen eng mit einem langen Leben verbunden sind – so sehr wie Rauchen mit einer verkürzten Lebensdauer. Dankbarkeit fördert nicht nur das Wohlbefinden, sondern verlängert auch unser Leben, indem sie starke, gesunde soziale Netzwerke aufbaut und erhält.
Dankbarkeit im Berufsleben
Auch im beruflichen Umfeld kann Dankbarkeit eine große Rolle spielen. Es gibt zahlreiche Gründe, den Kollegen im Tagesgeschäft des Jobs dankbar zu sein. Das Gute daran: Dankbarkeit kann trainiert werden. Eine bewährte Methode ist das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs. Am Ende eines Arbeitstages oder einer Woche kann man sich fragen: Wer hat mir gutgetan? Wem kann ich dankbar sein? Indem man diese Erlebnisse notiert und bei nächster Gelegenheit seine Dankbarkeit ausdrückt, fördert man nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern stärkt auch berufliche Beziehungen.
Eine kleine Dankbarkeitsübung im Arbeitsalltag mag auf den ersten Blick ungewohnt erscheinen, doch die positiven Effekte sind vielfach nachgewiesen. Indem wir bewusst Dankbarkeit praktizieren, knüpfen wir leichter neue Beziehungen und festigen bestehende. Dies ist ein Schlüsselelement der „Netzwerkorientierung“, die als Resilienzfaktor gilt und unsere seelische Widerstandskraft stärkt.
Zum Abschluss möchte ich noch ein persönliches Dankeschön aussprechen: Danke für euer Interesse an meinen Beiträgen!